330 Euro am Wochenende sparen (Frankfurter Rundschau)

Online-Gutscheinportale

Portale im Internet bieten Rabattgutscheine für fast alles. Das Prinzip ist nicht ganz neu, breitet sich aber erst jetzt in Deutschland aus.

Beispielrechnung für ein Wochenende in Frankfurt.
Foto: Alex Kempf

Für den Haarschnitt nur die Hälfte zahlen? Zwei Pizzas zum Preis von einer? 60 Prozent Nachlass auf die Kinokarte? Gibt’s nicht? Doch – auf Online-Gutscheinportalen. Seit einigen Monaten breiten sie sich in Deutschland aus. Und der Erfolg, den sie zuvor schon in den USA hatten, zeigt, dass die Idee auch hierzulande funktionieren könnte.
„Ich habe fast doppelt so viele Kunden wie zuvor“, sagt Senol Aslam, Inhaber des Frankfurter Sushi-Restaurants „Sushiedo“. Er hat gerade seine dritte Gutschein-Aktion auf Groupon.de beendet und an einem einzigen Tag 2400 Gutscheine verkauft. Aslams Angebot: das Abendbuffet mit Sushi, so viel man essen kann, zum halben Preis. 11,95 statt 23,90 Euro. Der „Sushiedo“-Deal ist nur eines von hunderten von Geschäften, die auf der Webseite Groupon.de seit deren Start im Dezember 2009 abgeschlossen wurden.
Das Prinzip ist eigentlich nicht neu. Seit Jahren schon gibt es in vielen deutschen Städten Gutscheinbücher, die Rabattmarken für Restaurants, Bars oder Ausstellungen bündeln. Das „Luups“-Gutscheinbuch zum Beispiel, erhältlich für fast zwanzig deutsche Städte zum Preis von 16,90 Euro. In einem Punkt unterscheiden sich die Online-Portale aber deutlich von den Gutscheinbüchern. Denn der Kunde erwirbt dort kein fertig geschnürtes Paket von Gutscheinen, sondern kauft gezielt jeden einzelnen Coupon. Jedes Angebot ist dabei auf Webseiten wie Groupon.de, Dailydeal.de und Dealticket.de nur 24 Stunden, manchmal auch zwei oder drei Tage lang erhältlich.
„Nie teurer als Normalpreis“
Shirin Ayoub, Groupon-Kundin aus Berlin, spart regelmäßig mit Hilfe der neuen Webseiten. Ihr bisher bester Deal: ein Permanent Make-up für 79 Euro – vor ein paar Jahren musste sie dafür noch 500 Euro zahlen. „Das ist geschenkt für diesen Preis!“ Sie lässt sich täglich durch den Groupon-Newsletter über das Tagesangebot informieren. Bevor die 32-jährige Werbekauffrau zuschlägt, schaut sie sich allerdings erst einmal die Homepages des fraglichen Restaurants oder Dienstleisters an. „Ab und zu bekommt man das identische Angebot sowieso ganz regulär zum gleichen Preis.“ Etikettenschwindel? Ist Ayoub egal. „Ich bezahle ja auf keinen Fall mehr als den Normalpreis.“ Die Rabatt-Portale bewerben ihre Deals mit Ersparnissen von 50 bis 90 Prozent. Allerdings sind Rabattgutscheine oft mit Einschränkungen versehen, die zum Beispiel die Geltungsdauer betreffen, die mal zwölf Monate, mal dagegen nur wenige Wochen beträgt. Restaurantgutscheine können zudem oft nicht am Wochenende eingelöst werden.
Gutscheinportale
In Deutschland gibt es Gutscheinportale seit Ende 2009. Schnäppchen kann man in Großstädten wie Berlin oder Frankfurt machen, zunehmend aber auch in kleineren Städten.
Marktführer in Deutschland ist die Webseite groupon.de, die allein im Juli 2010 rund 3,5 Millionen Mal besucht wurde. Weitere Anbieter sind Dailydeal.de, Cooledeals.de, Dealticket.de und Westdeal.de.
Im Angebot sind Dienstleistungen aller Art. Das Sparpotential beträgt bis zu 90 Prozent, Anmeldegebühren fallen nicht an. Die Gutscheine werden per Post oder Email versandt. prib
Wenn man das Kleingedruckte aber prüft und mit den Einschränkungen leben kann, muss man keine bösen Überraschungen erwarten. Bei den Verbraucherzentralen Berlin und Hessen sind bislang keine Beschwerden eingegangen. Auch der Frankfurter Groupon-Kunde Tobias Adler kann nur von positiven Erfahrungen berichten – dabei war der Kaufmann für Bürokommunikation anfangs sehr skeptisch. Die Skepsis verflog, als Adler eine um die Hälfte reduzierte Tageskarte für die Frankfurter Taunus-Therme erstand. Zu seiner Überraschung lag der Gutschein am nächsten Tag nicht nur im Briefkasten, sondern wurde von der Therme auch problemlos akzeptiert. Seitdem kauft der 26-Jährige regelmäßig Gutscheine für sich und seinen Freund. Gut 200 Euro haben die beiden seit April gespart mit Sonderpreisen für Autowäschen, Rollermieten oder das Hamburger Schmidt-Theater.
„Groupon“ – aus dem Namen des Marktführers lässt sich das Prinzip herauslesen, das hinter dem Gutscheinmodell steckt. Neben „Coupon“, dem englischen Begriff für „Gutschein“, enthält er den Bestandteil „Group“ (für „Gruppe“). Erst wenn sich nämlich eine festgelegte Zahl von Interessenten für ein Angebot gefunden hat, gilt der Deal als abgeschlossen. Bei den großen Anbietern wie Groupon und Dailydeal ist die Mindestverkaufszahl, die meist zwischen zehn und 30 Gutscheinen liegt, oft bereits nach Minuten erreicht. Weniger bekannte Portale mit kleinerem Kundenkreis müssen dagegen häufiger Angebote platzen lassen, weil das Käuferinteresse fehlt, etwa das Ruhrgebiets-Portal Westdeal. Kunden gehen übrigens kein Risiko ein: Für Deals, die nicht zustande kommen, wird kein Cent verlangt.
Nach oben gibt es bei den Verkaufszahlen keine Grenzen. „Wenn 10.000 Gutscheine verkauft worden wären, hätten wir auch die bedienen müssen“, sagt Aslam, Chef des „Sushiedos“. Einen direkten finanziellen Vorteil habe er von dem Verkaufserfolg nicht: Nach Abzug der Provision für Groupon, die bis zu 50 Prozent des Gutscheinwerts betragen kann, bleibe kein Profit übrig. So dürfe man das aber nicht sehen, meint Aslam: „Ich hoffe natürlich, dass die Gäste auch ohne Gutschein wiederkommen.“ Das Kalkül scheint aufzugehen. Geschätzte zehn bis 15 Prozent der Gutschein-Kunden kamen noch einmal in Aslams Restaurant.
Nach Schätzungen von Groupon ist der Markt für die Portale „noch lange nicht gesättigt“. Das freut das Unternehmen, aber auch die Kunden. Und zwar nicht nur wegen der Schnäppchen, sagt Shirin Ayoub. „Ich habe so auch Orte kennen gelernt, die ich sonst nie beachtet hätte.“

Quelle: http://www.fr-online.de/ratgeber/330-euro-am-wochenende-sparen/-/1472794/4608234/-/index.html

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